Kommentar

Jungherr ist angezählt

Von Bernhard Biener

 

27. April 2009 Der Grundsatz, dass die CDU in Bad Homburg immer die Wahl gewinnt, gilt seit gestern nicht mehr. Zwar wird erst die Stichwahl am 10. Mai zeigen, ob die Kurstadt tatsächlich einen Grünen zum Oberbürgermeister haben soll. Doch schon die Tatsache, dass es überhaupt zu einem Stechen kommt und Michael Korwisi (Die Grünen) im ersten Wahlgang vor Ursula Jungherr (CDU) liegt, ist eine Sensation. Wohlgemerkt: in Bad Homburg. Andernorts würde es niemanden wundern, wenn eine von der eigenen Partei demontierte Oberbürgermeisterin ihren Amtsbonus nicht nutzen kann. Es ist weniger als ein halbes Jahr her, dass der Partei- wie der Fraktionsvorsitzende öffentlich erklärten: Die Politik im Rathaus hat zu wenig mit den Bürgern zu tun und wird schlecht vermittelt. Und deshalb braucht die Stadt einen neuen Oberbürgermeister.

 

Das haben die Wähler ernst genommen. Korwisi punktete mit dem, was Jungherr nicht ist: volksnah, umgänglich, das Ohr bei den Bürgern. Vor allem die Distanz zwischen der Stadtspitze und den Stadtteilen ist immer weiter gewachsen. Das fängt bei den versprochenen Verkehrsberuhigungen an und hört bei der Sporthallenerweiterung nicht auf, die in Ober-Eschbach von der CDU/FDP-Mehrheit jetzt durchgesetzt worden ist. Schon in seiner Zeit als hauptamtlicher Stadtrat hat Korwisi hingegen gezeigt, wie er mit der damals in seiner Zuständigkeit liegenden Feuerwehr auch Gruppen für sich einnehmen kann, die man nicht zur typischen Grünen-Klientel zählen muss.

 

Hoffnungsträger

 

Der gestrige Wahlabend hat noch einen anderen Gewinner. Karl Heinz Krug hat als Außenseiter aus dem Stand heraus 21,7 Prozent geholt. Das hätte dem Neuling der Bad Homburger Politik niemand zugetraut. Aber in der bürgerlichen Kurstadt haben die Sozialdemokraten dann Chancen, wenn sie bürgerlich auftreten. Dabei ist der Weg noch lang: Schließlich blieb Krug immer noch knapp hinter dem Ergebnis des damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Axel Schlicksupp vor sechs Jahren zurück. Aber zwischen den beiden Wahlterminen liegen desaströse Ergebnisse für die SPD im Hochtaunus. Der neue Hoffnungsträger wird jetzt vielleicht Landratskandidat.

 

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Text: F.A.Z.

 

 

 

 

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